Hey Entdecker:in,
in einer gemeinsamen Recherche zwischen dem Dossier Center und der Süddeutschen Zeitung konnten sie den Fluchtweg von Jan Marsalek nachzeichnen und haben ihn offenbar als „German Bazhenov“ im Moskauer Luxusviertel entdeckt.
Von München nach Moskau
Am 18. Juni 2020 wurde Jan Marsalek, ehemaliger COO von Wirecard, „außerordentlich suspendiert“. Zuvor wurde bekannt, dass die Summe von 1,9 Milliarden Euro in den Bilanzen von Wirecard vermutlich frei erfunden waren. Das einst mit 24 Milliarden Euro bewertete Fintech ist nun insolvent.
Am darauffolgenden Tag flog Marsalek von München nach Wien. Am 19. Juni ging dann in der VIP-Lounge Minsk eine schriftliche Anfrage eines Reisebüros ein, für Jan Marsalek mit Diplomatenpass aus Grenada. Aufzeichnungen zeigen allerdings, dass Marsalek die Grenze nach Weißrussland mit einem österreichischen Reisepass überquerte. Weißrussland soll er angeblich nie verlassen haben. Laut den Recherchen stimmt das aber nicht.
Am selben Abend passierte auch eine Person mit dem österreichischen Reisepass auf Marks Mauer die Grenzkontrolle. Dem Dossier Center liegt der Reisepass vor, das Bild stimmt mit dem Aussehen von Marsalek vollständig überein. Von dort aus ging es dann mit einem Fahrzeug weiter nach Moskau. Dort lebt Marsalek unter dem Rund-um-die-Uhr-Schutz des FSB, dem russischen Sicherheitsdienst. Dieses Privileg ist seltsam, daher vermutet die Financial Times auch, dass Marsalek mindestens für einen der russischen Geheimdienste gearbeitet hat. Alle Details dazu gibt es in englischer Sprache beim Dossier Center, inklusive Video von Marsalek in Moskau. Die Süddeutsche Zeitung hat die Recherche ebenso veröffentlicht (hinter einer Paywall). Link / Dossier Center (EN) Link / Süddeutsche Zeitung (€)
EU einigt sich offenbar auf Notfallplan
Der russische Gaskonzern Gazprom hat angekündigt, die Lieferungen durch Nord Stream 1 von bisher 40 Prozent auf 20 Prozent zu senken. Grund sei die angebliche Reparatur einer weiteren Turbine. Das sieht die EU-Kommission als Beleg dafür, dass ein Notfallplan nun notwendig ist.
Laut Informationen der dpa haben sich die EU-Staaten nun auch darauf geeinigt. Der Notfallplan soll noch heute offiziell bestätigt werden. Laut diesem Plan soll der nationale Konsum von Anfang August bis Ende März um 15 Prozent gesenkt werden – allerdings auf freiwilliger Basis.
Im Vergleich zum ersten Entwurf soll es auch deutlich mehr Ausnahmemöglichkeiten geben. Sollte es zu verbindlichen Einsparzielen kommen, müssten im Rat der Mitgliedsstaaten 15 der 27 EU-Länder dafür stimmen und sie müssten 65 Prozent der Gesamtbevölkerung der EU ausmachen. Die Tagesschau berichtet. Link
Trödelei bestrafen, Fristen kappen: Sieben Tricks, um die Energiewende rasant zu beschleunigen
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck stellte Anfang des Jahres seine Ideen für eine Energiewende vor. In zwei Paketen sollten sie dann auch gesetzlich geschaffen werden. In seinem Oster-Paket ging es hauptsächlich um die Solarkraft. Sein geplantes Sommerpaket, und damit auch neue Regeln für die Windkraft, steht aber noch aus.
Laut Experten müsste es dabei vor allem um Beschleunigung bei den Planungsprozessen gehen. Erstens sollte das Instrument der Planungsfiktion genutzt werden: Wenn eine Anlage innerhalb eines gewissen Zeitraums immer noch nicht beschlossen ist, gilt sie automatisch als beschlossen.
Zweitens sollte es Sanktionen für Behörden geben, wenn sie die Bearbeitungsfristen überschreiten. Drittens sollten rechtliche Veränderungen nach Antragstellung grundsätzlich ignoriert werden dürfen. In der Serie „Tracking der Energiewende“ der WirtschaftsWoche geben sie weitere Einblicke in die sieben Empfehlungen von Experten für einen schnelleren Ausbau der Windkraft. Link
Was es sonst noch zu entdecken gibt:
Ukraine-Krieg: Selenskyj wirft Russland „offenen Gaskrieg“ gegen Europa vor. Zeit / Liveblog
Katholische Kirche: Wenn Buße nicht genügt. Süddeutsche Zeitung
Chinas Drohungen gegen Taiwan: Die Bundesregierung bereitet sich auf den nächsten Krieg vor. Tagesspiegel
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