Hey Entdecker:in,
das Journalistenteam Investigate Europe und die griechische Journalistenorganisation Reporters United haben gemeinsam mit dem Tagesspiegel Schifffahrtsdatenbanken ausgewertet. Das Ergebnis: Reedereien aus ganz Europa haben in den vergangenen Monaten weiter Geschäfte mit Russland gemacht.
Europäische Reeder halten Russlands Energieexporte am Laufen
Es wurde heftig zwischen den EU-Mitgliedsstaaten diskutiert, aber am Ende stand das Verbot: Anfang Juni verkündete die EU ein Embargo auf Kohle-Exporte aus Russland bis Mitte August. Ab Anfang 2023 sollen europäische Schiffe auch kein Öl mehr aus Russland transportieren.
Die Datenbanken zeigen auf, dass die Exporte eingeschränkt wurden, aber nicht gestoppt. Mehr als die Hälfte, 55 Prozent, der russischen fossilen Brennstoffe, die via Schiff exportiert werden, werden durch Schiffe von europäischen Reedereien transportiert.
Besonders aktiv im Geschäft sind griechische Reedereien, aber es gibt auch deutsche Profiteure. Seitens der EU gilt ab dem 10. August ein Exportverbot für fossile Brennstoffe aus Russland. Allerdings werden die Regeln bereits aufgeweicht. So stellte die EU-Kommission in der vergangenen Woche klar, dass Kohle-Transporte außerhalb der EU teils erlaubt bleiben sollen – damit „die weltweite Nahrungsmittel- und Energieunsicherheit“ bekämpft werde. Die Recherche gibt es beim Tagesspiegel. Weitere Grafiken und Recherchen zu #FuellingWar gibt es bei Investigate Europe (teils englisch). Link / Tagesspiegel Link / Investigate Europe
So will die Ampel aus der Krise kommen
Die Gasumlage ist vom Tisch, die Gaspreisbremse kommt. Die Bundesregierung hat einen Abwehrschirm angekündigt, um Verbraucherinnen und Verbraucher sowie Unternehmen zu entlasten. Dazu sollen vom Staat bis zu 200 Milliarden Euro an Krediten aufgenommen und in ein Wirtschaftsstabilisierungsfonds gepackt werden.
Durch die Lösung mittels Fonds muss Bundesfinanzminister Christian Lindner nicht an die Schuldenbremse ran und kann sein Versprechen zumindest auf dem Papier halten. Die Gasumlage, die eigentlich zum 1. Oktober kommen sollte, ist beendet, noch bevor sie in Kraft trat.
So liegt nun die Einigung zur Gaspreisbremse auf dem Tisch. Die genaue Ausgestaltung der Preisobergrenze wird noch von einer Gaspreiskommission diskutiert. Diese soll in Kürze Vorschläge machen, die hitzigen Gespräche verschieben sich also nun auf Diskussionen in der Kommission. Die Tagesschau berichtet. Link
Mietpreise schießen nach oben
Eine veröffentlichte Untersuchung des Immobilienportals Immoscout24 dämpft die Hoffnung, dass es bei den Immobilienpreisen eine Trendumkehr gibt. Der Run auf Immobilien in Großstädten lies im zweiten Quartal des Jahres zwar nach, doch aktuell steigen die Angebotspreise wieder, allerdings sehr langsam.
Neubauten in Großstädten verteuerten sich im Schnitt um ein Prozent, die meisten Angebotspreise für Neubauten in Großstädten rangieren zwischen knapp 6.400 und 6.700 Euro pro Quadratmeter. Beim Kauf von Bestandswohnungen in Großstädten ist das Bild schon gemischter.
Die Entwicklung auf dem Mietmarkt ist allerdings anders, die Nachfrage verschiebt sich. So haben sich die Preise für Neubauwohnungen um 2,5 Prozent erhöht, für Bestandswohnungen um 2,9 Prozent. Die Anfragen von Wohnungssuchenden zur Miete werden auch bescheidener – sie suchen nach kleineren Wohnungen. Der Spiegel berichtet. Link
Was es sonst noch zu entdecken gibt:
Ukraine-News: Putin erkennt Cherson und Saporischschja als unabhängig an. Zeit / Liveblog
Lecks in Nord-Stream-Pipelines: Ermittler gehen von Bomben mit großer Sprengkraft aus. Spiegel
Hohe Inflation: Sollten Sparer jetzt mehr Geld zurücklegen – oder weniger? WirtschaftsWoche
Bundesnetzagentur: Gasverbrauch steigt in Deutschland zu stark an. heise online
Nach landesweiten Protesten: Mehr als eine Million Iraner arbeitslos wegen Internetzensur. FAZ
Unterwegs mit einem Kohlenfahrer: Die Kohle wird knapp. taz
Jahrhundertgift: Warum wird es nicht verboten? STRG_F