Hey Entdecker:in,
der größte europäische Medienkonzern, Axel Springer, hat Bild-Chefredakteur Julian Reichelt von dessen Aufgaben entbunden. Was zunächst nach einer normalen Personalangelegenheit klingt, ist in Wirklichkeit viel bedeutender.
Sex, Lügen und ein achtkantiger Rauswurf
Im März dieses Jahres hatte die Anwaltskanzlei Freshfields im Auftrag von Axel Springer wegen möglicher „Compliance-Verstöße“ gegen Julian Reichelt ermittelt. Der Vorwurf: Julian Reichelt habe private und berufliche Beziehungen nicht voneinander trennen können. Zu einem Rauswurf kam es damals aber nicht, Springer habe keine Beweise für sexuelle Übergriffe gefunden und Reichelt entschuldigte sich.
Das deutsche Investigativteam Ippen Investigativ blieb aber an der Sache dran. Doch kurz vor geplanter Veröffentlichung ihrer Recherche legte deren Verleger Dirk Ippen alles auf Eis – ohne inhaltliche Begründung. Am Sonntag erschien dennoch ein Bericht zu Axel Springer mit etwas allgemeiner formulierten Machtmissbrauchsvorwürfen in der New York Times. Und gestern Abend entschied sich ein Teil des Investigativ-Teams, deren Geschichte im Spiegel zu bringen.
Axel Springer habe daraufhin Reichelt fristlos gekündigt, offizieller Wortlaut: „Als Folge von Presserecherchen hatte das Unternehmen in den letzten Tagen neue Erkenntnisse über das aktuelle Verhalten von Julian Reichelt gewonnen“. Der Vorstand habe erfahren, dass Reichelt auch nach Abschluss des Verfahrens im Frühjahr weiterhin nicht Berufliches und Privates trennen konnte und dem Vorstand darüber die Unwahrheit gesagt hat. Die gesamten Geschehnisse der letzten Tage dazu fasst die FAZ nochmals zusammen. Link
Ampel-Koalition: So geht es bei den Verhandlungen jetzt weiter
Die FDP gab gestern als letzte der drei verhandelnden Parteien ihre Zustimmung zu den Ampel-Verhandlungen (SPD, Grüne, FDP). Aus Sicht von FDP-Parteichef Christian Lindner brauche es eine stabile Regierung für Deutschland, für ihn wäre es erst mal aber dennoch ein Zweckbündnis.
Die nächsten Schritte hin zu einer Ampel-Koalition stehen dennoch an. So kommt es nach den Sondierungsgesprächen nun zu Koalitionsverhandlungen. Im Gegensatz zu den Sondierungen wird in der Koalitionsverhandlung in die Details eingestiegen. In der Regel sind daran Hunderte Menschen beteiligt.
Bis Weihnachten soll so eine neue Regierung gebildet werden, das ist das Ziel von SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz. Wie diese Verhandlungen geführt werden, ist rechtlich nicht vorgeschrieben. Es gibt aber politische Gewohnheiten. Das Redaktionsnetzwerk Deutschland berichtet davon und von den anstehenden nächsten Schritten. Link
EU-Außenminister erhöhen Druck auf Belarus
Auf der Route über Belarus kommt es zu steigenden Flüchtlingszahlen. Vor allem Polen merkt das an der polnisch-belarussischen Grenze. Aus Sicht der EU lässt das Regime in Belarus bewusst Migrantinnen und Migranten aus Nordafrika einfliegen, um sie dann an die Grenzen nach Polen, Lettland und Litauen zu bringen. Sie seien auf Rache aus, der Grund sollen Sanktionen gegen ihr Land sein.
Bundesaußenminister Heiko Maas nennt den belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko den „Chef eines staatlichen Schleuserrings“ und kritisiert, dass der Machthaber Migration als Waffe einsetze.
Folglich wollen die EU-Außenminister noch mehr Sanktionen gegen Belarus erheben. Im Visier steht dabei die staatliche Fluggesellschaft Belavia, aber auch Reiseveranstalter, die den Migrantinnen und Migranten teure Flugtickets nach Minsk verkaufen. Die Tagesschau berichtet. Link
Was es sonst noch zu entdecken gibt:
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